Halle, 16.03.2022 | von Bernd Bischoff

Anekdote vom Umbau des Empfangs­gebäudes Halle (Saale) Hbf. aus dem Jahr 1985

In den frühen 80er Jahren wurde der Umbau des Empfangsgebäudes Halle (Saale) durch den Präsidenten der Reichsbahndirektion Halle in Verbindung mit der Bezirksleitung der SED beschlossen. Der Hauptbahnhof als Tor zur Stadt und zur Welt sollte ein repräsentatives Aussehen erhalten, der Look der 60er Jahre war nicht mehr gefragt. Man besann sich eben wieder auf die Schönheit der Architektur und einer lichtdurchfluteten Fassade.

Die Kuppelhalle war im Jahr 1968 mit einer Vorhangfassade versehen worden, ferner war der Innenbereich durch damals moderne Einbauten und eine Unterhangdecke umgestaltet worden.

Im Zuge der Sanierung des Empfangsgebäudes sollte die Fassade entfernt werden. Außerdem war vorgesehen, die Kuppelhalle komplett zu sanieren und neu einzudecken. Im Innenbereich wurden die Wandverkleidungen entfernt und die Einbauten einschließlich einer Sitzbank erneuert.

Im Fußbodenbereich wurden Kabelziehschächte installiert und ein hochwertiger Natursteinfußboden verlegt.

Die Wände und die Innenverkleidung der Kuppelhalle wurde entsprechend eines Farbprojektes wieder in die alte Pracht versetzt. Nach Vorgaben des Denkmalschutzes wurden die Fenstergewänder und Teile der Laterne auf der Kuppelhalle farblich in den Farben der preußischen Eisenbahn mit roten und blauen Bordüren abgesetzt.

Im 2. Weltkrieg zerstörte ein Bombentreffer den Wartesaal 3. und 4. Klasse und Splitter hatten neben der Dachhaut auch die Verblechung der Laterne perforiert. Man suchte nach Möglichkeiten, diese Löcher so zu schließen, dass sie nicht mehr zu sehen sind; doch der hellbeige Anstrich ließ keine Kompromisse zu. Versuche, die Löcher mit kleinen Blechen und Blechtreibschrauben zu schließen, hinterließen Schatten, die dem Gesamteindruck nicht zuträglich waren. Deshalb erhielt ich als Jungingenieur der Hochbaumeisterei Halle den Auftrag, mir „etwas einfallen zu lassen“!

Meine Ehefrau arbeitete damals als Gebrauchswerber bei HO; also machte ich mich auf den Weg und besorgte selbstklebende Plastefolie. Diese schnitten wir in passende Stücke und klebten sie einfach über die Löcher. Anschließend kam etwas Farbe drüber, und wir hatten eine schöne glatte Oberfläche ohne Schattenwirkung.

Der Vorgesetzte war erstaunt, als er keine Löcher von den Splittern mehr fand; er hat zwar „gebohrt“, wie wir das gemacht haben, aber er hat es nie erfahren.

Und so decken die Flicken aus der Plastefolie noch heute die Löcher in der Verblechung der Laterne hoch über der Kuppelhalle zuverlässig ab!

Helfen Sie beim Wiederaufbau der beiden Flankentürme

Alle, denen die einmalige Kuppelhalle des Halleschen Hauptbahnhofs am Herzen liegt und dazu einen Beitrag leisten möchten, dass die beiden Rundtürme wieder aufgebaut werden, sind aufgerufen, aktiv mitzuwirken und/oder durch Spenden das Anliegen des Vereins zu unterstützen.

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